Everybody’s darling – Oder warum nein sagen für Dich und für andere wichtig ist

nein sagenZur Zeit bin ich mitten im Umzug. Wie das klingt. „Ich bin mitten im Umzug.“ Für mich ist das im Moment irgendwie ein Riesendrama und wenn ich Tobi nicht hätte, würde ich das alles gar nicht so schaffen. Gut, wenn ich Tobi nicht hätte, würde ich auch nicht umziehen. Denn ich ziehe zu ihm. Genauer gesagt in das Haus, in dem er auch wohnt. In eine separate Wohnung.

Jetzt muss ich nicht mehr die Straße überqueren, sondern nur die Treppe hoch. Vorher haben wir drei Jahre – verheiratet – nicht zusammen gewohnt. Die Standesbeamtin fand das damals bedenklich. Sie meinte, das hatte sie noch nie. Dass sie ein Paar traut, das noch nicht zusammen wohnt. Und sie hat uns geraten, schnellstmöglich zusammenzuziehen. Das geht ja auch gar nicht. Das verstößt gegen alle Konventionen.

Was sie allerdings auch nicht wusste: Wir haben heimlich geheiratet. Niemand wusste davon. Da viele noch nicht mal wussten, dass wir ein Paar waren, wäre es sicher auch komisch gewesen einfach so zusammenzuziehen. 😉

Dann haben wir lieber auch heimlich geheiratet. Und wir würden es wieder so machen, weil es sich richtig angefühlt hat.

Das Universum hat mit dem Zaunpfahl gewunken

Auch das getrennt Wohnen hat sich gut angefühlt. Und jetzt wurde die beim Universum bestellte Wohnung innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal frei. Diesen Wink konnte ich nicht ignorieren. Und es fühlt sich jetzt schon ganz toll an.

In meiner alten Wohnung habe ich 10 Jahre gewohnt und ich wusste scheinbar nicht mehr, wie sich umziehen anfühlt. Mein letzter Umzug war schon nicht „normal“, denn ich bin innerhalb des Hauses vom zweiten in den ersten Stock gezogen. Ich brauchte also nicht mal ein Auto dafür. Und das war auch jetzt eine lange Überlegung. Wie macht man einen Umzug, wenn die Entfernung laut google maps 67 Meter beträgt?

Alles in einen Transporter laden, 67 Meter fahren, um es dann wieder auszuladen? Das war sogar mal geplant, als wir noch optimistisch waren und dachten, dass ich an einem bestimmten Tag umziehen kann. Die Studenten-WG hatte eigentlich versprochen, knapp zwei Wochen vorher auszuziehen. Das hätte gar nicht sein müssen, aber um planen zu können, macht es schon Sinn, zu wissen, ob man am 24. oder am 31. des Monats den Schlüssel bekommt.

Mein Nachmieter hätte nicht einziehen können

Ich habe meinen Schlüssel am Abend des 31. bekommen und ich war selber schuld daran. Die Studenten haben die Wohnung in einem unglaublich üblen Zustand hinterlassen. Gut, dass es für meine alte Wohnung noch keinen Nachmieter gab. Nein, jetzt weiß ich warum der Fast-Nachmieter abgesprungen ist. Er hätte ja gar nicht einziehen können…

Warum ich selber schuld daran war? Nun, mit einer der WG-Bewohnerinnen war ich enger in Kontakt. Sie war selbst die Gutmütigkeit in Person. Sie hat ihre Cousine kostenlos bei sich wohnen lassen. Die andere Studentin war eigentlich schon längst ausgezogen und kam ein paar Tage vor Ende des Monats, um ihre Sachen zu holen. Dinge, die nicht mehr ins Auto passten, hat sie einfach dort gelassen.

Die WG-Bewohnerin, zu der ich selbst auch Kontakt hatte, war kurz vor Monatsende am Rande eines Nervenzusammenbruchs, weil sie von allen anderen hängen gelassen wurde. Mitten in der Prüfungszeit. Ich selbst habe sie die ganzen Tage davor nie gefragt, wann genau die Übergabe stattfinden kann. Ich habe mich einfach drauf verlassen, dass das dann schon alles irgendwie klappen wird. So konnte ich auch meinen Freunden, die gerne beim Umzug helfen wollten, nie die Frage beantworten, wann mein Umzug genau stattfindet.

Warum ich das gemacht habe?

  • Weil ich total verplant war.
  • Weil ich niemandem Stress machen wollte.
  • Weil ich dachte, ich ziehe erst mal ein und wenn es noch was zu renovieren gibt, dann mache ich das irgendwann später, denn jetzt habe ich keine Zeit dafür.
  • Weil „das arme Mädel“ mir vielleicht sogar leid getan hat.
  • Weil ich mir die Situation mit meinem Verhalten und der fehlenden Klarheit so angezogen habe.

In meiner alten Wohnung habe ich ja auch nicht für Klarheit gesorgt. Keiner der Interessenten konnte mir eine Antwort entlocken, wenn es um meine Küche ging. Wenn ich das hier so schreibe, könnte ich mich kaputt lachen. „Ja, also, wenn sie jemand will, verkaufe ich sie gerne und ich nehme sie auch gerne mit.“ Und was sie kosten soll? „Keine Ahnung…?! Das überlege ich mir noch.“ Ich hatte ja auch überhaupt keine Zeit, mir das zu überlegen, denn ich war ja „mitten im Umzug.“

Gar nichts war ich – weder meine Vormieter noch ich waren „mitten im Umzug“. Wir haben einfach nichts organisiert, weil wir uns das alles total einfach vorgestellt haben.

Die Vor-Vormieter, die erst vor 5 Monaten ausgezogen sind, haben eigentlich das größte Chaos hinterlassen. Sie haben der WG einfach alles verkauft, was sie selbst nicht mitnehmen wollten und sind ohne zu streichen ausgezogen. Wenn die WG den ganzen Kram nicht gekauft hätte, wären sie nicht als Mieter vorgeschlagen worden. Schon eine verrückte Welt. Die Vermieter wohnen weit weg und haben sich darauf verlassen, dass alles gut laufen wird.

Ich hätte niemandem einen Gefallen getan

Die Cousine, die mietfrei in der Wohnung wohnen durfte, hat am Ende noch gefragt, ob ihre Cousine ihr eine neue WG suchen kann. Für sie hat die Welt einfach immer so funktioniert. Verantwortung für ihr Leben kannte sie nicht. Sie wurde ihr immer abgenommen.

Und die WG-Bewohnerin, die am Ende auf dem ganzen Mist sitzen geblieben ist und mit ihrem Bruder in der letzten Nacht vor dem 31. noch versucht hat, alles aus der Wohnung zu schaffen, hat mich auch noch gefragt, ob sie ein paar Dinge in der Wohnung lassen dürfen. Ja, bis dahin war ich einfach zu gutmütig. Zu unklar. Und ich konnte ihre Lage wirklich sehr gut verstehen. Ich habe mit ihr gefühlt, denn sie war wirklich fertig mit der Welt. Ich hätte in dem Moment sagen können: „Kein Problem! Lass den ganzen Kram einfach hier. Ich besorge einen Transporter und fahre auch noch gerne den alten Kühlschrank von Deinen Vormietern zum Wertstoffhof.“

Das wäre sehr nett gewesen. Und ich hätte ihr damit keinen Gefallen getan. Ich habe die Gutmütigkeitskette unterbrochen und ganz klar gesagt, dass ich eine leere Wohnung übernehmen möchte. Und ich bin ehrlich gesagt total stolz auf mich. Und ich weiß auch, dass das für sie hilfreich war.

Wir haben dann noch mal telefoniert und über unsere eigene Gutmütigkeit, fehlende Klarheit und „Dummheit“ gesprochen. Denn auch wenn „die anderen“ rücksichtslos und respektlos waren, waren wir beide selber schuld daran. Sie meinte, dass die Welt nur noch funktioniert, weil es so gutmütige Menschen gibt wie uns.


„Die Fähigkeit, das Wort Nein auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.“

Nicolas Chamfort


Du darfst Dich selbst liebevoll behandeln

Und ich glaube, dass die Welt noch viel besser funktionieren würde, wenn es sie nicht geben würde. Hinter der Gutmütigkeit steckt meistens kein bedingungsloses Geben, sondern eine tiefsitzende Angst, nicht geliebt zu werden. Wie heißt es so schön. „Everybody’s Darling – Everybody’s Depp.“

Wenn Du Dich selber rücksichtsvoll, respektvoll und liebevoll behandelst, wirst Du automatisch von Deinem Umfeld genauso behandelt. Du zeigst damit klar und deutlich, dass Du es wert bist, rücksichtsvoll, respektvoll und liebevoll behandelt zu werden. Und wenn Du Dich so behandelst, behandelst du auch Dein Umfeld so.

Und wenn andere dennoch versuchen, Dich respektlos zu behandeln, dann wird es mit Dir nichts mehr machen, denn Du weißt, dass es nichts mir Dir zu tun hat. Diese Menschen mögen sich meistens selbst nicht. Sie kennen ihren Selbstwert nicht und behandeln sich selbst nicht rücksichtsvoll, nicht respektvoll und nicht liebevoll.

Stell Dir mal vor, was das für Kreise zieht und wie viel schöner unsere Welt jeden Tag werden kann, wenn du selbst anfängst, Dich liebevoll zu behandeln.

Dieses Gefühl, als ich „nein“ gesagt habe, war unbezahlbar. Das werde ich in Zukunft öfter tun. Ein klares und deutliches „nein“ aussprechen.

Und Tobi und ich haben das beste aus der Situation gemacht. Wir haben die neue Wohnung gestrichen, hatten viel Spaß und er hat an diesem Wochenende sicherlich 100 Mal den Satz „Ich sehe das alles total entspannt!“ von mir gehört. Ja, das waren wir. Wir konnten die Situation ja nicht mehr ändern und wir sind mittlerweile längst soweit, dass wir uns nicht mehr über Vergangenes ärgern.

Ich habe jetzt eine pinkfarbene Wand in meinem Arbeitszimmer und  freue mich wie ein kleines Kind darüber. Wer weiß, ob ich das später noch gemacht hätte.

pinkfarbene Wand

Eigentlich hatte ich diese Woche gar keine Idee und auch keine Zeit für einen Blogartikel, denn ich war ja „mitten im Umzug“.

Ich habe mich vielleicht gefühlt, als wäre ich mitten im Umzug. Von Umzug kann aber noch gar nicht die Rede sein. Schließlich müssen wir uns ja noch überlegen, ob wir dafür ein Auto brauchen oder nicht. Oder wir könnten, anstatt zu überlegen, einfach alles rübertragen. Mal sehen…

Jetzt kann nur noch mein Internetanbieter verhindern, dass mein Artikel online geht, denn ich habe momentan in keiner der Wohnungen W-Lan. Immer sind die anderen schuld… 😉

Wie ist das bei Dir?
Bist Du selbst verantwortlich für das, was in Deinem Leben passiert, oder sind die anderen schuld?
Zu wie viel Prozent bist Du für Dein Leben verantwortlich?
Und wie steht es mit Deinem Selbstwert?

Schreib mir eine Nachricht oder hinterlasse mir einen Kommentar. Ich freue mich auf den Austausch mit Dir – hier oder auf auf meiner Facebook-Seite.

Lebe wie Du willst! Vertraue Deiner Intuition! Alles ist eins!

Alles Liebe für Dich

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